Yannick, wie war eigentlich Dein Start bei LAKAL?

Ich bin mit LAKAL großgeworden, schon mein Vater hat hier gearbeitet. Mit 16 Jahren habe ich den ersten Schritt ins Unternehmen gesetzt: Vor allem in den Ferien habe ich viel Zeit in der Fertigung und auf Baustellen verbracht, und dabei sehr viel nützliches Wissen erworben. Nach meinem Maschinenbau-Studium habe ich erst mal bei einem anderen Unternehmen gearbeitet – das Kunde bei LAKAL war.

Als ich von Dr. Gautier, dem damaligen Geschäftsführer von LAKAL, das Angebot erhielt, bei LAKAL die Vertriebsverantwortung für Südfrankreich zu übernehmen, habe ich erst mal meinen Vater angerufen und ihm davon erzählt. Der hat nach dieser Info gleich wieder aufgelegt – um eine halbe Stunde später zurückzurufen und mir überraschend mitzuteilen, dass alles geklärt sei: Mein Vater wagte den Neustart und übernahm die Stelle in Südfrankreich, ich dagegen übernahm seine Stelle mit der Vertriebsverantwortung für die Region Grand Est. 2001 wurde daraus dann die Verantwortung für den kompletten Norden Frankreichs.

Zusammen haben mein Vater und ich die Vertriebsstrategie für den französischen Markt überarbeitet und die Segel für LAKAL erfolgreich neu gesetzt. Dabei war der Start für mich alles andere als einfach: Als junger Mensch von den Kunden ernst genommen zu werden erreicht man nur, wenn man ihren Respekt mit Wissen und Vertrauen gewinnt.

A propos Märkte, wo liegen die Herausforderungen heute?

LAKAL hat viel Gewicht auf dem französischen Markt, aber noch nicht genau so viel auf dem deutschen Markt. Es ist aber hilfreich, wenn man auf zwei Beinen steht: Vom Erfolg des einen Marktes profitiert auch der andere. Um das und ein gesundes Gleichgewicht zu erreichen, liegt bzgl. Markensichtbarkeit und Marktanteilen in Deutschland noch Arbeit vor uns.

LAKAL als Marke ist mitten im Wandel, genauso wie der Markt. Mit Rückzug kommen wir nicht vorwärts. Um es mit einem Schmetterling zu vergleichen: Wir sind gerade aus dem Kokon geschlüpft, jetzt müssen wir die Flügel entfalten und losfliegen. Bei der derzeitigen Marktkonzentration schlucken nicht die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Also müssen wir bei LAKAL aktiv zuhören, beobachten und den Wandel in Angriff nehmen. Ich sehe das positiv, jedes Risiko birgt Möglichkeiten.

Woran machst Du diesen Wandel fest?

LAKAL befindet sich seit seiner Gründung vor 100 Jahren klar auf dem Weg vom kleinen Handwerksbetrieb zu einem großen Industrie-Unternehmen. Unsere Produktpalette ist breiter geworden, unsere Produktpräsentation digitaler. Vorbei die Zeiten, in denen es zig schwere Ordner mit viel Papier gab. Und die Produkte selbst bzw. ihre Nutzung haben sich geändert: Sie sind viel automatisierter geworden und inzwischen sehr intelligente Accessoires.

Grundsätzlich müssen wir den Wandel in allen Dimensionen denken: Organisation, Belegschaft und Produkt(-entwicklung). Und wir müssen offen bleiben für Austausch und Veränderungen – obwohl bzw. gerade weil ich und viele unserer Mitarbeitenden schon sehr lange bei LAKAL sind.

Hinzu kommen externe Parameter, zum Beispiel in Sachen Normen, Nachhaltigkeit und Umwelt, die strategische Auswirkungen auf unser Geschäft haben. Damit müssen wir umgehen, und zwar proaktiv – wer reagiert, ist schon zu spät!

Was machst Du in Deiner Freizeit?

Ich spiele gerne Golf. Dabei bekomme ich wunderbar den Kopf frei, auch wenn man bei diesem Sport in manchen Ländern sogar Einstellungsgespräche führt. Früher habe ich auch gerne beim Motorsport entspannt.

Deine Gedanken zum Jubiläum und zur Zukunft von LAKAL?

100 Jahre sind eine gute Basis, um sich weiterzuentwickeln! Man darf nicht vergessen, woher man kommt, aber man muss auch wissen, wohin man geht. Wie beim Motorsport: Ein Blick in den Rückspiegel ist wichtig, gleichzeitig muss man in der Kurve schon antizipieren, was einen dahinter erwartet!

So wird zum Beispiel Sonnenschutz zunehmend wichtiger, wenn nicht sogar obligatorisch für Bauten. Aber auch andere Player schlafen nicht und es gibt Produkt-Lösungen, die sich in Zukunft zu einer attraktiven Alternative zu unseren Produkten entwickeln könnten. Hier müssen wir am Ball bleiben, im Markt präsent sein und den Wandel weiter aktiv mitgestalten.

Bei allen Veränderungen sehe ich bei LAKAL eine Konstante: Das Menschliche. Unsere Kunden ordern ein Produkt, aber bekommen weit mehr als das. Sie bekommen ein Stück von LAKAL, ein Stück von uns allen. Dieses Menschliche ist wichtig für LAKAL und wir sollten uns im industriellen Umfeld weiterhin ein Stück Handwerksgeist bewahren.